Schnittblumenleben

oder der Anfang vom Ende

Ruhe da oben – ruft der Stängel streng. Die Blüten wispern aufgeregt. Endlich ist der Tag gekommen, soeben wurden sie geschnitten, aus dem Blumenbeet entfernt. So aufgeregt, klimpern mit den Wimpern und tuscheln, halten gegenseitig sich an feuchten Händen.
Der Stängel ruft: hört auf da oben. Haltet fest, die Fahrt geht los! Wir werden jetzt gleich weggebracht.

Der Gärtner dreht und wendet die drei Stile. Es sollten doch die Schönsten sein. Doch einer davon ist ganz kahl an einer Stelle und fällt direkt in den Abfalleimer rein. Die Blüten schreien, der Stängel weint. Schon klappt der Deckel – das war ja jetzt ein schnelles Ende. Die andern beiden Stile samt den Blüten sind wie erstarrt. Das neue Leben ist aber hart. Kein Laut mehr ist zu hören, als sie jetzt ins Wohnzimmer getragen werden.

Still und stumm, sie sehen Menschen in vier Wänden, die alle lachen und zusammen Musik machen. Die Freude in dem Raum, die Blumen können sie spüren und starr vor Schreck denkt jede jetzt von Ihnen: wären wir doch lieber im Blumenbeet geblieben …

vanga