Finale

Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden und seine Tragik, dass die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind.
Erich Fromm

Wenn du wirklich lebendig bist, solange du lebst, und dein Leben auslebst, hast du auch keine Angst davor, wirklich tot zu sein, wenn es aus ist. Lebe mit Leib und Seele und stirb mit Leib und Seele. Geh und lass auch dein Herz nicht zurück.
Sich aufzumachen, ist nicht eine Frage des Wissens, sondern eine Frage des Mutes, des Mutes „die Klippe loszulassen, die tausend Fuß hoch ist“. Lass los, mit beiden Händen. Stirb, aber sei nicht halbherzig. Mach dich nicht halbwegs auf den Weg. Wage es, in den Abgrund deines Nichts zu springen. Den Tod in uns lebendig werden zu lassen, den Tod in unser Leben aufzunehmen, das ist der Tod des Todes. Taisen Deshimaru Rōshi sagt: Ja, es gibt keinen Grund, Angst wovor auch immer zu haben. Wer Angst hat, ist zu egoistisch und denkt nur an sich selbst. Man muss  sein Ego aufgeben, dann verschwindet die  Angst.  Sich-selbst-loswerden,  Befreiung vom Selbst ist Befreiung von der Angst vor dem Selbstverlust. Befreiung vom Selbst ist Befreiung von der Angst vor dem Tod.

aus: “Zen und Haiku” von Günter Wohlfart

 

Kranksein und Tod

Der zweite große und selbsternannte Feind des Menschen ist der Tod, den man ebenfalls versucht zu besiegen. Diese Beschäftigung  verhindert offensichtlich, dass  man *das leben* näher kennenlernt. Denn über die Betrachtung einiger Auswirkungen des Lebens ist man bisher noch nicht hinausgekommen. Das Leben selbst als eigenständige Qualität ist jenen professionellen  Kreisen noch relativ unbekannt. Das ist auch deshalb auch nicht sehr erstaunlich, wenn man bedenkt, dass  die Medizin von Anbeginn bis heute an Leichen lernt – und somit wohl mehr die Wissenschaft vom toten als vom lebenden Menschen ist.  Hier waltet dasselbe Urgesetzt wie im Schicksalsverlauf eines jeden Menschen. Man wird gezwungen, sich immer mit dem besonders intensiv zu beschäftigen, dem man widerstrebt.

aus: Schicksal als Chance von Thorwald Dethlefsen

vox humana

Nieder stieg ich zu vergessen,
was ich einst im Licht besaß

und doch nie bewußt besessen,

weil ich es noch nie vergaß.

Durch Vergeßnes muß ich dringen,
selber muß ich, geistgeweiht,

in Erinnerung erringen

meines Wesens Wesenheit.

Grabe*n muß ich Grabeshügel,
sterben lassen, was erstarb,

bis der Freiheit Flammenflügel

sich mein eignes Ich erwarb.

Bis die Worte in mir reden,
die ich unbewußt gewußt,

bis in mir der Garten Eden

mein wird in der eignen Brust.

Manfred Kyber

Abschied

Abschied heißt, die vielen Nebel unserer Vergangenheit zu durchkämmen. Ein wenig von der Macht der Gegenwart Abstand zu nehmen und das Damals mit seinen glänzenden Erinnerungen zu überblicken. Der Abschied beschattet alles mit einem mystischen Schimmer, der tief in dir Worte zu wecken vermag, über die dein Verstand nur seine Wahrheit senken kann.

(unbekannt)