Wenn der Humor die Tasche packt …

Da sitze ich nun und schmolle. Beleidigt köpfe ich eine große Flasche Sekt. Seit Jahren steht die schon im Schrank und zittert jetzt vor lauter Angst. Leise weinend schenkt sie mir nun immer wieder ein und ihr Schluchzen geht mir sowas von auf die Nerven. Was war eigentlich passiert?

In letzter Zeit, das war mir schon aufgefallen, schaute mein Humor sehr oft betreten weg, wenn ich wieder offen und ehrlich meine Meinung sagte. Ich war es einfach leid, immer nur lächelnd zuzuhören und verständnisvoll zu nicken. Ich wollte dieses Wohlfühl-Gefühl nicht mehr vermitteln, das ich meinem Gegenüber immer gern gegeben hatte.

Jetzt war es anders. Ich wollte nicht mehr benutzt, belogen oder unter irgendeinem Vorwand um meine Zeit bestohlen werden. NEIN, ich wollte Zeit – Zeit für mich und selber auch mal reden, doch merkte nun nach und nach wie alle und alles sich zurückzogen. Selbst der Humor war heute morgen ausgezogen. Kein Zettel auf dem Tisch, kein Wort und auch kein Gruß ….

Jetzt gibt es nur noch mich … und diese Flasche Sekt, die ebenfalls jetzt leise weinend Abschied nimmt. Den letzten Rest gießt sie nun in mein Glas und starrt mich angstvoll an. Ich stehe auf und lasse sie einfach stehen. Soweit will ich nun doch nicht gehen.

Da klopft es plötzlich leise an der Tür – da steht er wieder mein Humor und nimmt mich ganz fest in den Arm. „Ich lasse dich doch nicht allein“, raunt er. „Wir haben doch gemeinsam noch so viel zu sagen!“ Ich lache unter Tränen und bin so froh, doch belle zu ihm einfach nur „Hallo …“

vanga

Schreibwerkstatt Jului 2025

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