Lästerschwestern

„Also mein Gefühl sagt mir, da stimmt was nicht.“ Greta nimmt noch einen Schluck Kaffee und hinter Sabines Stirn arbeiten fieberhaft die Gedanken.
„Aber doch nicht der Udo“ – Sabine ist entsetzt. Doch meint Greta ganz bestimmt –„ ich habe es doch gesehen. Richtig gut hat er ausgesehen und was haben die beiden gelacht. Ganz zärtlich hat er sie angelächelt, dabei leicht den Arm an sie gedrückt … Sabine windet sich, will es so nicht sehen: „sicherlich haben sie sich zufällig getroffen und sind ein Stück gemeinsam weitergegangen.“
Die Schwestern werden stumm und jede hängt jetzt ihren Gedanken nach.


Jeden Nachmittag treffen sie sich im Café Noir auf eine Stunde – zum Tässchen Tee, Kaffee oder auch mal einen Prosecco – es ist immer schön, und Themen sind auch dazu da, um sie mal an- und auszusprechen.
„Ach übrigens“, sagt Sabine „heute Morgen habe ich beim Einkaufen Gabi getroffen. Die wird ja immer dicker und so ungepflegt wirkt sie: da würde ich aber nicht mehr auf die Straße gehen.“
„Sie hat ja auch fünf Kinder. Es wird nicht einfach für sie sein“ meint Greta beschwichtigend, legt gleich darauf aber ebenfalls gehässig los: „Bevor ich es vergesse, die Lena habe ich vorgestern gesehen. Na, die sieht vielleicht aus, du würdest sie nicht wiedererkennen, jeder Faltenhund ist dagegen schön.“

die Last der Unterhaltung geht schon mal auf Kosten aller Anderen. Sabine und Gretas Gedanken wandern von einem hin zum andern und haben täglich neue Ziele und was nicht stimmt, wird passend gemacht. So sind die Lästerschwestern und jeder nimmt sich vor ihnen in Acht! Sie merken all das nicht, auch sehen nicht die Bögen, die jeder um sie schlägt.

Sie lästern, für sie gibt es nur gestern! Auf Morgen könnte man sich freuen, doch sie wissen jetzt schon, was sie morgen tun. Sich treffen – und wieder lästern !!!

vanga

Schreibwerkstatt Mai 2016

Ein Gedanke zu „Lästerschwestern“

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