Das Superweib

Peter sitzt im Sessel, es ist Sonntagmorgen.
Eine Tasse Tee hat Lotta ihm hingestellt, die soll er trinken und damit sein Magenleiden lindern. Nachdenklich sieht er aus dem Fenster, hätte so gerne etwas mehr Stille, doch ewig und stetig ist Lotta im Haus zugange. Es scheppert in der Küche, geräuschvoll zieht sie die Töpfe aus dem Schrank und wirft das Messer in die Spüle.  „Mein Gott, so  spät schon“ jammert sie und hetzt an ihm vorbei, Kartoffeln aus dem Keller holen. 
Nebenbei  bekommt der  Peter böse Blicke von ihr zugeworfen. „Ja, ja  –  da kannst du sitzen, dich zu Tode langeweilen – Hauptsache du hältst deine Frau in Gang:  Putzen, kochen, alles regeln, bügeln und die Straße fegen“ murmelt sie so laut vorm Küchenschrank und Peter kann es hören.
Sein Magen wird so eng und tut schon wieder weh! Warum nur ist sein Leben ein einziger Demutsgang?  Kein Lachen oder liebe Geste. Nur Zank und dicke Luft. Wo ist der Zauber dieser Frau geblieben und wer hat ihn verschluckt?
Vielleicht der Alltag, denn wir haben doch nur  0815 Sorgen und mehr als arbeiten kann ich nicht, denkt er, während er wie festgelötet in dem Sessel sitzt:  seine Frau hetzt naßgeschwitzt an ihm vorbei, die Zwiebeln aus dem Keller holen, doch Peter ist das einerlei.
Er träumt, schaut aus dem Fenster, denkt an Sabine, diese tolle Frau. Morgen  früh wird er sie wiedersehen. Im Bus  tagtäglich fahren sie  dieselbe Strecke  bis zur Arbeitsstelle und haben sich letzte Woche endlich tiefer in die Augen gesehen …
DA GEHT WAS … denkt der Peter

und schlingt eine Stunde später
den Sonntagsbraten in sich rein   ….

vanga

Schreibwerkstatt  31/10/16

2 Gedanken zu „Das Superweib“

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