Leider bin ich nicht Schneewittchen

seufzt Prinzessin Eugenie und schaute traurig aus ihrem Turmfenster hinaus.  Ihre Mutter  liebte Eugenie so sehr und auch der Vater schwebte  mit seiner Überfürsorge ständig  über ihr. Heute würde man sie Helikopter Eltern nennen, aber deshalb hätt die  Prinzess das damals auch nicht besser verstanden.   Diese  alles überspannende Liebe ihrer Eltern gab der Prinzess keinen eigenen Raum zum Leben und so sehnte sie sich nicht nur manchmal nach Freiheit und Abenteuer und vielleicht sogar nach einer bösen Stiefmutter …


Unten sah Eugenie jetzt gerade auf ihren Bruder, Prinz Harry. Er ritt gerade mit seinem Gefolge aus, denn es ging auf die Jagd und Eugenie sah nun noch trauriger aus.  Sie schleuderte wütend ihren verhassten Stickrahmen mit der so  überflüssigen Weißstickerei an die Wand und floh aus dem Zimmer, rannte die Turmtreppe hinauf und schaute oben von den Zinnen auf den gründen Wald, in dem die Reiter jetzt gerade hinter der Lichtung entschwanden.

Ein Lufthauch weht an ihr vorbei und Eugenie schaute neugierig nach oben. Ein riesiger Rabe flog über ihren Kopf und als er sah, dass sie sich nicht schreckte, landete er in sicherer Entfernung und schauten ebenfalls in den Wald. Auch die Prinzess setzt sich auf die Mauer und  schaute verwundert den Vogel an:  „Du hast es gut“ ihr kamen sogleich die Tränen. „Sieh mich an, ich sitze nur hier oben, kann aber nicht fliegen, darf nie wohin und schon gar nicht hinaus. Die Eltern passen auf mich auf, weil sie mich lieben und das verstehe ich auch“
der Vogel schaut zu ihr herüber und sieht sie nachdenklich an: „Komm, ich zeig dir die Freiheit, die du dir wünscht,“ setzt er mit Reden an. Eugenie ist verwirrt, doch zeigt keine Angst, denn:
sie leben ja alle hier im Märchen, einem herrlichen Land. Gleich kann sie fliegen,  weil der Vogel  sie trägt. Auf seinen Schwingen in eine ganz andere Welt. Vielleicht fliegt er sie in den Süden und sie heiratet einen Kalifen und läuft in goldenen Schuhen und hat den ganzen Tag über lustige Dinge zu tun.  Und wenn ihre Eltern dann weinen, weil niemand weiß wo sie steckt, erscheint vielleicht der Teufel, der es ihnen dann verrät. Dann kommt der Bruder geritten und holt sie zurück, holt sie aus goldenen Schuhen und dem wunderschönen Orient.

Doch das ist dann wieder ein Märchen – ein anderes, das noch niemand  kennt …

vanga

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