Lieblingsstücke

Alles hatte für Lotte eine Seele. Sie ging spazieren, schnupperte durch Geschäfte, überfiel  gern  regelmäßig Trödelmärkte und an Bergen von Sperrmüll  seitlich der Straße konnte sie – obwohl verboten – niemals vorbeigehen oder  -sehen. Ihren Einkaufstrolley hatte sie stets dabei, kariert und inhaltlich voll weiterer großer Tüten stand ihrem Sammeltrieb nie etwas im Wege.
Lottes großes buntes Haus sah schon von weitem gar nicht unscheinbar aus. Der blau gestrichene Zaun, die Gartentür die niedlich quietschte, man trat erstmal in diesen ganz besonderen  Gartenraum. Dort gab es viele Nischen, hier eine Hecke, dort ein Paravent, auch Sichtschutz aus der Bambusmatte unterteilten diesen Garten in kleine eigene Räume und dort standen wiederrum dann Tischchen, Stühle, Rattan Möbel oder alte Sofas, Lampions und Lichterketten.  Palmen eingetopft in Uraltfässer, blinde dicke weggeworfene Einmachgläser hatte Lotte mit feinem Sand gefüllt und alte Kerzenstummel hineingestellt. Hier kam nichts weg und selbst die alten Eimer, gefüllt mit bunter Blumenpracht schräg in den Wind gehängt, schaukelten vor Vergnügen.
Das uralte Grammophon, wenn es dann mal lief, machte aus diesem Garten ein überwältigendes Vergangenheitsarchiv und manch einer traute sich gerne mal hinein und Lotte lud überschwänglich dann zum Kaffee ein. In Gartennischen nett gesessen und geplauscht, schaute jeder Gast später dann zum Haus hinauf und fragte Lotte: „machen sie mir das denn auch mal auf? “ und Lotte lachte dann und bat den Besuch  sehr gern auch hier herein, immer wieder froh, durch ihren Tick niemals allein zu sein ….

vanga

Schreibwerkstatt 01/2023

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