die dicke Emma

jeden Morgen das gleiche Spiel. Emma steht auf und wiegt zu viel. Sie wiegt sich täglich und möchte nie mehr in den Spiegel sehen. Sie will nicht raus – fürchtet sich davor, gesehen zu werden. Der Kopf auf runden Schultern und sehr dickem Hals – das war ganz anders mal vor 20 oder 30 Jahren. Keine Ahnung hat die Emma mehr und seufzt so schwer.

Jeden Tag das gleiche Bild – die drei Pullover machen Emma wild. Mehr hat sie nicht zum Überziehen. In braun, blau und schwarz – das war‘s.

Letzten Monat ging es wieder mal ins Altenheim. Dort macht die Emma ab und zu Musik mit ihrer Freundin. Zu zweit im Duo strecken sie den bunten Nachmittag und selbst dabei hört sie immer wieder: die Dicke da – spielt aber schön. Demenz lebt Ehrlichkeit und das tun auch die Enkelkinder, schauen die Oma an und sagen frei heraus – du bist so dick – doch auch so warm!

„Oh diese Scham“ denkt Emma immer wieder und jeden Tag. Und an den Arztbericht, der neulich kam. In (p)ösen Worten stand da ADIPÖS – immer noch wird sie nervös, doch das hat sie verstanden – die guten Neuigkeiten in diesem Arztbericht hatten keine Chancen, in ihrem Gehirn zu landen.

Die Menschen mit der Seele sehen, Emma kann das, doch glaubt nicht daran, dass Menschen auch sie so sehen. Sie fühlt sich selbst zu dick, kann sich nicht annehmen und denkt zu wissen, was Andere in ihr sehen. Die Emma ist arm dran, hat Unrecht. Auch der Verstand leidet unter diesem *dick* und * nicht verstehen*

Warum kann sie nicht entspannen und einfach gerne Weiterleben. Vielleicht nicht wunderschön – aber voller bunter Ideen. Die kann jeder sehen, da hat die Emma nichts dagegen und freut sich über jedes Lob und jeden Lacher.

Und manchmal fühlt sie sich sogar als Kracher, lacht auch gerne über sich und dann versteht sie sich ….

vanga

Ein Gedanke zu „die dicke Emma“

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