Der kleine Engel vor dem Tor

Fünfmal hat er nun schon geklingelt und fünfmal hat niemand aufgemacht. Aber er weiß, dass sie zuhause ist. Schließlich ist man ja Engel und das bringt jede Menge Vorteile. Obwohl, der kleine Engel seufzt: So ein richtiges Zuhause, am Morgen der dampfende Kaffee und die  Behaglichkeit…  Denn während die Engel gerade jetzt in ihrer freien Zeit jede Menge Schnee basteln, kleben die Menschen unten auf der Erde wunderschöne Sterne an die Fenster, stellen Kerzen auf, backen Plätzchen und Kuchen und um diese Besinnlichkeit beneidet er sie schon sehr.
Es wird kalt und immer noch macht niemand auf. Die dunklen Fenster starren ihn an,  aber als er gerade gehen will knarrt nun doch ein Schlüssel im Schloss. Die Tür öffnet sich einen Spalt weit und eine spitze Nase schaut daraus hervor. Die Augen so  verweint, da kommen dem Engel selber fast die Tränen, doch schnell tritt er einen Schritt zurück. So kann die junge Frau ihn gar nicht sehen, sondern starrt nur auf das Licht, das zu ihren Füßen brennt. Im grünen Tannenkleid  versteckt, erstrahlt es hier als Hoffnungslicht, das man allerdings auch als Adventskranz kennt.  Verwundert schaut die Frau nach rechts und links, der Engel hält den Atem an, doch trägt es dann behutsam hinein.
Es soll für sie ein Neuanfang sein, denn wenn nur einer an dich denkt …. der Engel das schon sehr gut kennt. Erleichtert sieht er sie bei Kerzenschein im Fenster stehen und morgen will er wieder nach ihr sehen.

Jetzt aber nix wie heim. Der Schnee macht sich ja auch nicht von allein …

vanga

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