Die Kommode stand viele Jahre unbeachtet auf dem Speicher. Karl suchte einige Erinnerungen für den runden Geburtstag seiner Greta. Unwirsch zog er die unterste Schublade auf und sah oberflächlich den Inhalt durch.
Die Kiste mit vergilbten Fotos und kleine in die Jahre gekommene verblasste Zettelchen, auf teils zerschnittenen Briefumschlägen, liebevoll beschriftet, erkannte er seine eigene Handschrift und die ein oder andere dazu gezeichnete verblasste Krickelei.
Versonnen blätterte er und fühlte sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Diese überschäumende Glückseligkeit, die Treffen am See, der erste Kuss, gestammelte Liebeserklärungen auf dem Tanzboden oder dem Sonnenuntergang. Sein Herz, es wurde weit und glücklich packte er die alte Schachtel unter den Arm und schlich die Treppe hinunter. Das würde eine gelungene Überraschung geben. Inka, seine Enkeltochter würde ihm bei der Gestaltung sicherlich gerne helfen.
Greta kam grade in dem Moment aus der Küche und überrascht rief sie: „ Was hast du da für eine alte Schachtel? Habe ich jetzt Konkurrenz bekommen? Deine alte Schachtel bin ja eigentlich ich …“ und lachend eilte sie weiter.
vanga
Schreibwerkstatt März 2025