tränenlos

tränenlos ein ganzes Leben lang
es fehlt als Lebenselixier
ist Weinen doch das Tor zur Seele
Durch das der Kummer sich dann stehle
doch warum KANN SIE NICHT WEINEN
ist ihre Seele deshalb hart
hat sie ein Herz aus Stein

Sie sitzt auf dieser Bank am See
und schüttelt nur den Kopf
denn selbst die rote Abendsonne
versinkt in *ihrem* Horizont

… so gerne würde sie mal weinen

vanga

Das Superweib

Peter sitzt im Sessel, es ist Sonntagmorgen.
Eine Tasse Tee hat Lotta ihm hingestellt, die soll er trinken und damit sein Magenleiden lindern. Nachdenklich sieht er aus dem Fenster, hätte so gerne etwas mehr Stille, doch ewig und stetig ist Lotta im Haus zugange. Es scheppert in der Küche, geräuschvoll zieht sie die Töpfe aus dem Schrank und wirft das Messer in die Spüle.  „Mein Gott, so  spät schon“ jammert sie und hetzt an ihm vorbei, Kartoffeln aus dem Keller holen.  „Das Superweib“ weiterlesen

Alles über Würmer

Sabinchen kommt nach Hause. Endlich Schulschluss und sie freut sich so auf den Nachmittag. Heute sind alle gemeinsam verabredet und wollen sich um 15.00 beim Brunnen im Park treffen. Voller Vorfreude schließt sie die Haustür auf, doch gleich darauf vergeht ihr das Lachen:
Der kleine Flur ist vollgestellt mit Wannen, Eimern, Schüsseln. Die Mutter, hochrot in ihrer Kittelschürze, zieht nassgeschwitzt die Töpfe in der Küche hin und her. „Oh Sabinchen – ich bin so froh, dass du jetzt kommst. Schnell, zieh den Mantel aus, ich habe dir ein Brot gemacht und dann hilfst du mir bitte. Der Onkel Hans hat so viel Obst heut früh gebracht. Das muss jetzt schnell verarbeitet werden, sonst werde ich gleich verrückt. „Alles über Würmer“ weiterlesen

Die Sahneschnitte

Montagmorgen – Stille im Haus
die Tür geht auf – und sie kommt raus
ganz in Weiß – wie jeden Tag
das ist die Farbe –  die sie mag
weiß wie die Unschuld – engelgleich
sind ihre Augen doch kohlrabenschwarz:

Im Kostüm zierlich Fuß vor Fuß gesetzt
tritt sie nun auf die Straße hinaus
bückt sich und zieht die Strumpfnaht glatt
der Rock so eng – sie kann kaum gehen
tippelt mühsam und versucht elegant
auf dem Bürgersteig zu stehen.

Sie spürt die Blicke der Andern um sich wehen
doch nein, sie wird sich nicht nach ihnen drehen.
Stolz schreitet sie voran  – fest davon überzeugt
dass man ihr die 90 Jahre gar nicht ansehen kann!

vanga

Schreibwerkstatt 19-09-16